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Terror à la terre

Datum: 23.07.2005 - Autor: Eduardo Galeano

Die Welt wird zum Schlachthof

New York, Madrid, London: Der Terrorismus hat wieder zugeschlagen« – so oder ähnlich lauteten weltweit die Schlagzeilen der meisten Zeitungen. Sie berichteten über die Explosionen, die London erschüttert haben. Und vergaßen, Afghanistan oder Irak zu erwähnen. Sind etwa die Bombenangriffe gegen Afghanistan und Irak keine terroristischen Anschläge? Ist es nicht immer oder fast immer die arbeitende Bevölkerung, die unter den Anschlägen und im Krieg zu leiden hat? Verdienen sie etwa nicht den gleichen Respekt und das Beileid wie andere Opfer von menschenverachtenden Handlungen und Einstellungen? Grob geschätzt sind nicht weniger als 3000 Bauern von Bomben zerfetzt worden, die Bin Laden in Afghanistan gesucht, aber nicht gefunden haben. Nicht weniger als 25000 Zivilisten, viele von ihnen Frauen und Kinder, sind von Bomben getötet worden, die auf der Suche nach Massenvernichtungswaffen über dem Irak abgeworfen worden sind – oder sind im nicht endenden Blutbad umgekommen, das durch die ausländische Besatzung des Landes provoziert wird.

Wenn umgekehrt der Irak die USA besetzt hätte, was sich niemand vorstellen kann, dann wären vergleichsweise mehr als 300000 Zivilisten getötet worden. So ein Horror wäre natürlich zu einem Jahrtausendereignis gemacht worden, das über Jahrhunderte präsent geblieben wäre. Da die Toten aber Iraker sind, wird der Tatbestand schnell übergangen. Im Jahr 1776 hieß es in der Unabhängigkeitserklärung der USA, daß alle Menschen gleich geschaffen sind. Nur wenige Jahre später wurde diese Auffassung in der ersten Verfassung präzisiert, als man für die Volkszählungen vorschrieb, daß jeder Schwarze drei Fünfteln eines Weißen entsprechen würde. Welchen Anteil von Mensch ist heute ein Iraker wert? „Einige sind gleicher als andere«, sagt man.

Man sagt auch »Andere werden kommen, dich zu rächen«. Der Staatsterrorismus – der potente Vater aller Terrorismen – findet seine besten Alibis bei den Terroristen, die er selber schafft. Er vergießt jedes Mal Krokodilstränen, wenn der Dreck an die eigenen Scheiben spritzt, und gibt sich ahnungslos über die Folgen seines eigenen Tuns. Bisher hatten die Herren der Welt kaum zu klagen, denn die Greueltaten der Fanatiker und Verrückten liefern stets nützliche Rechtfertigungen für ihr Tun und ihre Straffreiheit.

»Lügen haben kurze Beine«. In Wirklichkeit aber haben Lügen entsetzlich lange Beine. Sie laufen sogar schneller als die Widerrufe der Lügner. Nachdem in alle vier Windrichtungen verbreitet worden war, daß der Irak eine Gefahr für die Menschheit darstellte, haben Bush und Blair öffentlich eingestanden, daß im Land, das sie besetzt und zerschlagen haben, keine Massenvernichtungswaffen vorhanden waren. Bei den darauffolgenden Wahlen in den USA und in Großbritannien hat sie die Bevölkerung zur Belohnung wiedergewählt. »Verbrechen zahlen sich nicht aus.« Sogar Sprichwörter wissen nicht, was sie sagen. Die Welt gibt nicht weniger als 2,2 Milliarden US-Dollar täglich – ja, täglich – für die Militärindustrie aus, die Industrie, die den Tod produziert. Und Tag für Tag steigen diese Ausgaben.

Kriege brauchen Waffen, die Waffen brauchen Kriege und beide – Krieg und Waffen – brauchen Feinde. Es gibt kein lukrativeres Geschäft als das Morden auf industrieller Basis. Eine abgeleitete Industrie davon ist die Industrie der Angst, der Produktion von Feinden. Sie ist die wichtigste Einnahmequelle jener Konzerne, die sich der Unterhaltung und Kommunikation widmen. In Hollywood geht kaum noch ein neuer Film in den Vertrieb, bei dem es keine Explosion gibt. Feinde werden sogar im unbekannten Weltall gesucht, denn auch von dort drohen, zum planetarischen Horror, terroristische Attentate.

Die Militärindustrie muß Angst und Furcht erzeugen, um ihre unvermessene Existenz zu rechtfertigen. Der perverse Kreislauf ist in Gang: Die Welt wird zum Schlachthof, der zum Irrenhaus wird, das wieder ein Schlachthof wird … Irak, ein Land das bombardiert, besetzt und erniedrigt worden ist, wird zur aktivsten Schule des Verbrechens. Die Invasoren, die behaupten, Befreier zu sein, haben dort eine Art von Schnellbrüter für Terroristen geschaffen, der sich von der Verzweiflung und Perspektivlosigkeit der Menschen ernährt. .

 

Autor: Eduardo Galeano, geboren 1940 in Montevideo, Schriftsteller und Journalist, Autor von u.a."Die offenen Adern Lateinamerikas" und "Erinnerungen an das Feuer"

 

Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/zitat/Welcome.html

 

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 Wo verloren Iraker durch Terror und Besatzung ihr Leben? (eine Auswahl)

Städte und Regionen

Gesamtzahl der Getöteten
Mai 2003 - Juli 2005

Anteil an der Gesamtzahl
getöteter Iraker (in %)

Bevölkerungszahl der
Stadt/Region 2003

Tote pro 10.000 Ein-
wohner seit Mai 2003

Bagdad

11.364

45,3

5.605.000

20,1

Falludscha

1.874

7,5

256.000

73,2

Nassariyah

984

4,0

535.000

18,3

Kerbala

939

3,7

549.000

16,9

Nadschaf

784

3,2

563.000

13,9

Mossul

735

3,0

1.739.000

4,2

Basra

704

2,8

1.337.000

5,3

Tikrit

312

1,3

28.000

111,4

Kirkuk

613

2,5

728.000

8,4

Quelle: Iraq Body Count, Stand 7. Juli 2005; gefunden auf: http://www.freitag.de/2005/30/05300701.php

Die größten Rüstungsexporteure

Umsätze in Millionen Mark (Jahr 2000)

 

1       USA     18 600 

2       Rußland 7 700   

3       Frankreich      4 100   

4       Deutschland     1 100   

5       Großbritannien  600     

6       China   400                      

7       Italien 100     

8       Niederlande    946   

9       Ukraine     900     

10      Kanada     300     

11      Schweden         300              

 

Quelle für 2000: Congressional Research Service, Washington, SZ 22.8.2001, S.8

Quelle: Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri, Münchner Merkur, 15.6.2000, S.4, Süddeutsche Zeitung 17.6.1999

"Gute Politik ist auch visionär: Nicht in neuen, asozial teuren Waffensystemen, abenteuerlichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr zur Sicherung „unseres Platzes an der Sonne“ und im Abbau demokratischer Rechte finden wir Sicherheit, sondern in der Beseitigung sozialer Ursachen von Gewalt. Das ist eine Vision, die unser aller politisches Engagement wert ist."  (Joachim Glund)

aus: http://www.friedensforum-duisburg.de/aktion/glund020608.htm

ein video der amerikanischen friedensbewegung "WE WILL NOT BE SILENCED!" - ein wunderbar geschnittener kurzer clip, der mit seinen geschriebenen und gesprochenen worten bezug auf martin luther king nimmt - und dabei haarscharf die aktuelle (kriegs-)lage der vereinigten staaten kritisiert:

http://www.djpauledge.com/wewillnotbesilenced/index.php

nur schade, dass in den augen der macher der wirklich triftige grund gegen den krieg die eignen verluste sind - 2.000 tote us-soldaten... aber wer trauert um die 160.000 toten iraker???

was ist mit den tausenden unschuldigen zivilen opfern, die noch leben würden, wenn die toten wie auch die lebenden soldaten sich gegen den krieg ausgesprochen hätten!?

die soldaten hätten sich ihr anderes schicksal aussuchen können!

 

-27.10.2005-

 

 

 

Links:

 

- http://evakreisky.at/2003-2004/staat-krieg/referat06_b.pdf

referat mit statistiken, warum kauft man waffen, zusammenhänge

 

- http://www.dialog-frieden-fairness.de/2-bldungsbits/statistiksammlung/wirtschaftsdaten/haushaltspolitisches/hh-eu-98-s41-99.htm

Ausgaben der EU

 

 

Material:

- http://www.friedensforum-duisburg.de/pdf/ruestung.pdf (farbige bilder)

Ausgaben für rüstung stoppen - was man anstelle dessen haben könnte I

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Zivilmilitärische Zusammenarbeit

Militarisierung der Gesellschaft

Immer mehr gesellschaftliche Bereiche werden offen oder verdeckt in die neue Militärstrategie eingebunden. Die Auf- und Umrüstung zu einer Angriffsarmee verändert die Bundesrepublik Deutschland bereits jetzt auch im Inneren. Welche Gewerkschaft, welcher Arbeitnehmer, der um seinen Arbeitsplatz fürchtet, welche Aktionärin, die um den Kurs der Aktie fürchtet, wird noch widersprechen wollen, wenn in einem zivilen Betrieb die Beteiligung an einem Projekt mit der Bundeswehr ansteht? Welcher Jugendliche ohne Lehrstelle, welche hochqualifizierte Arbeitslose auf verzweifelter Jobsuche kann es sich noch leisten, den Verlockerungen eines sicheren Arbeitsplatzes bei der Bundeswehr zu widerstehen? (hier geht es zum vollständigen Artikel)

Zivilmilitärische Zusammenarbeit in Wirtschaftsfragen

Bereits am 15. Dezember 1999 wurde zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und der Industrie der Rahmenvertrag “Innovation, Investition und Wirtschaftlichkeit in der Bundeswehr“ unterzeichnet. Aus anfänglich 33 Erstunterzeichnern wurden mittlerweile 705 überwiegend zivile Partnerunternehmen (Stand Ende 2002).

Dort heißt es: „Die Beteiligten vereinbaren im Interesse größtmöglicher betrieblicher Effizienz, die Bundeswehr von Aufgaben zu entlasten, die nicht zu den militärischen Kernfähigkeiten gehören und die durch moderne Formen der Kooperation und Finanzierung wirtschaftlicher erledigt werden können.“ Ziel dieses Vertrages ist „eine strategische Partnerschaft zum gegenseitigen Nutzen und Erfolg“ (Berliner Erklärung vom 4. Mai 2000).

Was nicht zum reinen Kampfauftrag gehört, soll dabei nach Möglichkeit privatisiert werden, von der Verpflegung über die Lagerverwaltung bis zum Betrieb von Gefechtsübungszentren. (mehr...)

Zivilmilitärische Zusammenarbeit in Personalfragen

Ein weiterer Aspekt der zivilmilitärischen Zusammenarbeit liegt darin, die Attraktivität des Arbeitsplatzes Bundeswehr zu steigern und dadurch die Nachwuchsrekrutierung zu erleichtern. (mehr...)

ein Artikel von Silke Reinecke auf: http://www.imi-online.de/2004.php3?id=843

 

Die Bundeswehr verliert Standorte - und konvertiert zur Angriffsarmee

Hatte man sich Friedenspolitik nicht jahrzehntelang genau so vorgestellt: Panzer werden verschrottet, die Armee wird verkleinert, die Abschaffung der Wehrpflicht scheint möglich, und Soldaten werden - auch - darin unterwiesen, brenzlige Situationen gewaltfrei zu entschärfen. Anders gesagt: Schwerter zu Pflugscharen. Oder? Von wegen.

Die beabsichtigten Standortschließungen sind die Folge eines langfristig angelegten, sicherheitspolitischen Kurses. Bislang hat keine Regierung gewagt, diesen Kurs präzise (und somit angreifbar) in einem Weißbuch zu definieren. Aber dennoch haben sich alle Bundestagsfraktionen seit dem Zusammenbruch des Ostblocks stillschweigend darauf verpflichten lassen. Die Richtung ist eindeutig: Das Prinzip der territorialen Verteidigung wird aufgegeben. Stattdessen soll die Bundeswehr so umgerüstet werden, dass sie zur Beteiligung an Angriffskriegen befähigt ist. Weltweit. Dieser Kurs ist verfassungswidrig. Das Grundgesetz erlaubt Aufbau und Unterhalt einer Armee nur zum Zweck der Landesverteidigung.

Eine Strukturreform der Bundeswehr wäre allerdings auch unumgänglich, wenn die Verfassung weiterhin beachtet würde. Panzerschlachten und Abwehrkämpfe, für die Hunderttausende von Soldaten gebraucht werden, gehören der Vergangenheit an. Daraus müssen Konsequenzen gezogen werden, ebenso wie früher aus rüstungstechnischen Entwicklungen. Schließlich werden heute auch keine Hellebarden mehr beschafft.

Es ist sinnvoll, die Teilstreitkräfte - Heer, Marine, Luftwaffe - besser zu koordinieren und deren Aufgaben klar voneinander abzugrenzen. Dieses Ziel zöge in jedem Falle die Schließung von Standorten nach sich. Alles Wehklagen über die ökonomischen Folgen in Einzelfällen ist zwar verständlich, aber dennoch unsinnig: Es ist nicht die Aufgabe der Bundeswehr, regionale Wirtschaftsförderung zu betreiben. Das können andere besser.

Das Problem sind nicht die Standortschließungen. Das Problem ist der Schwerpunkt, der gesetzt wird. Angriff statt Verteidigung und die Aushöhlung des Parlamentsvorbehaltes infolge der - parteiübergreifend gewünschten - militärischen Aufgabenteilung innerhalb von EU und Nato: Über einen so grundlegenden Paradigmenwechsel muss zumindest offen geredet werden. Wenigstens das dürfen Anhänger der alten, nichtmilitaristischen Bonner Republik fordern. Sie sollten es endlich tun.

BETTINA GAUS Quelle: http://www.taz.de/pt/2004/11/03/a0077.nf/text

taz Nr. 7504 vom 3.11.2004, Seite 1, 82 Zeilen (Kommentar), BETTINA GAUS

 

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