Das Zeitalter der Industrie

Der Klimawandel

Die Erde wird wärmer, und die wichtigste Ursache ist der Mensch: Vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe, aber auch die Rodung von Wäldern haben die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre ansteigen lassen. Eine Verdoppelung der Konzentration an Kohlendioxid (bisher ist der Wert von 280 auf 418 ppm gestiegen) würde die Temperatur der Erde um etwa 3 Grad Celsius ansteigen lassen – und das hätte katastrophale Folgen.

Die Erde wird wärmer

Seit Anfang des letzten Jahrhunderts (als die Industrialisierung noch keinen weltweiten Einfluss hatte) ist die mittlere Temperatur der Erde um etwa 1,1 Grad Celsius gestiegen. Und die Erwärmung wird immer schneller: seit 1970 ist die Temperatur im Schnitt alle 10 Jahre um 0,18 Grad Celsius gestiegen (siehe die folgende Abbildung und die Erläuterung darunter).

Zwei grafische Darstellungen der Erdoberflächentemperatur seit 1880 im Vergleich zum Durchschnittswert 1880-1920

Beobachtete Änderung der durchschnittlichen Temperatur der Erdoberfläche seit 1880 (001). Die Punkte zeigen Jahresmittelwerte, die farbige Linie in (a) den gleitenden Mittelwert über 5 Jahre. In (b), die Daten bis April 2017 berücksichtigt, ist der gleitende Mittelwert über ein Jahr sowie der gleitende Mittelwert über 11 Jahre und die lineare Entwicklung seit 1970 dargestellt. Quelle der Abbildung: J. Hansen et al. 2017, eigene Übersetzung.

In der Abbildung ist zu erkennen, dass das Wetter (hier dargestellt als mittlere Temperatur eines Jahres) zwar von Jahr zu Jahr schwanken kann – gut erkennbar sind etwa die Abküh­lung in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, die auf den Ausbruch des Pinatubo 1991 folgte, sowie die beiden El-Niño-Jahre 1998 und 2016 –, die Erde aber unabhängig davon lang­fristig immer wärmer wird. Als "Grundlinie" wird in der Abbildung die mittlere Temperatur des Zeitraums von 1880–1920 verwendet, der damit für die "vorindustrielle" Durchschnitts­temperatur der Erde steht. Deutlich ist der Anstieg der Temperatur der Erdoberfläche in (b) zu erkennen: Seit 1970 steigt die Temperatur der Erde alle 10 Jahre um durchschnittlich 0,18 Grad Celsius (gestrichelte Linie); insgesamt ist – linke Hälfte der Abbildung – die Temperatur der Erde gegenüber dem vorindustriellen Wert bereits um etwa 1,1 Grad Celsius angestiegen.

Wird die Erde wirklich wärmer?

Manche “Klimaskeptiker” bezweifeln einen Temperaturanstieg: Die Messungen würden ein falsches Bild liefern, da die Messstationen durch die zunehmende Verstädterung der Erde beeinflusst werden (Städte sind in Folge der Erwärmung von Asphalt und Beton oft wärmer als das Umland). Solche lokalen Effekte werden bei der Auswertung der Daten aber bereits herausgerechnet, und auch ländliche Messstationen und Messungen über den Meeren zeigen eine Erwärmung. Unter Fachwissenschaftlern gilt die Erderwärmung daher als gut gesichert.

Im Jahr 2011 hat eine groß angelegte Untersuchung durch eine Forschungsgruppe unter Richard Muller, Physikprofessor an der Universität Berkeley und selbst nach eigenem Bekunden “milder Skeptiker”, bei der 1,6 Milliarden Temperaturmessungen aus 15 Daten­banken mit einer ganz neuen Methode ausgewertet wurden, die bekannten Ergebnisse bestätigt: In den letzten 60 Jahren ist die Erde um 0,9 °C wärmer geworden. Die Kritik an den bisher verwendeten Methoden zur Temperaturerfassung ist nach Ansicht der Autoren nicht gerechtfertigt – die Erde wird tatsächlich wärmer.

Zur Studie der Universität Berkeley:
Berkeley Earth Website:
https://berkeleyearth.org/archive/papers/ (hier sind sowohl die Daten als auch verwendete Methode dokumentiert).

Hat der Klimawandel pausiert?

In den Jahren 2011, 2012 und 2013 haben "Klimaskeptiker" wie Fritz Vahrenholt (Mitautor des Buchs "Die kalte Sonne") davon geredet, dass die "Erderwärmung seit über 10 Jahren zum Stillstand gekommen ist" (008). Dabei haben sie den Unterschied zwischen Wetter und Klima ignoriert, und einfach die "kalten" Jahre 2011, 2012 und 2013 mit der Tempe­ra­tur mit 1998 verglichen, das aufgrund eines starken El-Niño-Ereignisses ein unge­wöhnlich heißes Jahr – das heißeste Jahr des 20. Jahrhunderts – war. Wer so etwas tut, hat entweder keine Ahnung oder ist unredlich. Wie die Abbildung (b) oben zeigt, ist der langfristige Trend zur Erderwärmung, also der Klimawandel, nicht unterbrochen gewesen. Leider arbeiten die "Klimaskeptiker" gerne mit solchen unseriösen "Tricks", um Zweifel am Klimawandel zu wecken. Mit gesunder wissenschaftlicher Skepsis hat das nichts zu tun.

Siehe auch: Wie sicher sind die Ergebnisse der Klimaforscher?

Geht gerade eine Eiszeit zu Ende?

Ein weiteres beliebtes Argument von "Klimaskeptikern" ist der Hinweis, dass das Klima sich schon immer geändert habe und der jetzige Klimawandel nichts anderes als eine natürliche Erwärmung sei, die zwischen den Eiszeiten normal sei. Tatsächlich leben wir zur Zeit in einer Zwischeneiszeit mit einem seit 10.000 Jahren relativ stabilen Klima. Allerdings ging die Temperatur seit etwa 5.000 Jahren langsam (um etwa 0,6 Grad Celsius bis zur mittelalterlichen "Kleinen Eiszeit") zurück, und stieg bis zur Jahrhundertwende wieder um 0,1 Grad Celsius an. Wie die Abbildung zeigt, kommen solche Schwankungen vor; die seither stattfindende Erwärmung fällt aber völlig aus dem Rahmen und hat mittlerweile die zuvor im gesamten Holozän herrschenden Temperaturen überschritten.

Grafische Darstellung der Entwicklung der Temperatur der Erde in den letzten 11.700 Jahren

Geschätzte Durchschnittstemperatur geglättet auf Jahrhunderte während des Holozäns (Marcott et al. 2013) und gleitender Mittelwert über 11 Jahre ab 1970. Quelle der Abbildung: J. Hansen et al. 2017, eigene Übersetzung.

Noch deutlicher wird das Bild der Erwärmung in den Ozeanen: Wasser ist ein viel besserer Energiespeicher als Luft (710), und darum sind mehr als 90 Prozent der zusätzlich aufge­nommenen Energie dort als Wärme (in Form von wärmeren Meerwasser) gespeichert worden (siehe folgende Abbildung). Die Erwärmung der oberen 2.000 Meter wird seit 2005 umfas­send mit automatisierten Treibbojen gemessen (wikipedia: Argo-Programm), und im Durchschnitt wurden von 2005–2015 0,7 Watt/m² pro Jahrzehnt aufgenommen. Das erscheint wenig, aber die Meere sind groß: Die aufgenommene Wärmemenge in den letzten 40 Jahren entspricht dem Vierhundertfachen der jährlichen Weltenergieproduktion!

Energieaufnahme im Klimasystem der Erde von 1971 bis 2010. Schätzung in
Millionen Petajoule. Der obere Ozean ist der Ozean oberhalb von 700 m Wassertiefe,
Tiefsee der Ozean darunter; Eis steht für Eisabschmelzung und Land für die
kontinentale (Land-)Erwärmung. Quelle der Abbildung: Abbildung 1.2 aus
IPCC: Klimaänderung 2014: Synthesebericht. Deutsche Übersetzung durch
Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, Bonn, 2016.

Wasser ist aber auch träger als Luft, daher erwärmen sich die Meere trotzt der großen aufgenommenen Energiemenge langsamer als die Erdatmosphäre und zunächst vor allem in den oberen Schichten; die oberen 75 Meter der Weltmeere sind seit 1971 um 0,11 Grad Celsius pro Jahrzehnt wärmer geworden. Da sich wärmeres Wasser ausdehnt, ist diese Erwärmung (neben dem schmelzenden Eis) eine der beiden Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels (siehe: Die Folgen des Klimawandels). Da sich das Gleichgewicht zwischen Temperatur des Meereswassers und Energieeinstrahlung auf die Erde relativ langsam einstellt, ist es sicher, dass die Meere sich noch weiter erwärmen werden, nach­dem die Emission von Treibhausgasen (dem wesentlichen Verursacher der Erwärmung, siehe folgenden Abschnitt) beendet wird.

Die Erwärmung der Meere widerlegt übrigens auch die Behauptung mancher Klimaskeptiker, dass die Erderwärmung an natürlichen Faktoren wie dem El Niño liegt: Dann müssten die Meere nämlich auf Dauer Energie verlieren, sich also abkühlen. Tatsächlich ist dies während eines El-Niño-Jahres (siehe z.B. 1998) auch der Fall, aber die Wärme wird während eines kalten La-Niña-Jahres wieder aufgenommen. Die Energiequelle für die Erwärmung der Erde kommt also nicht von unten, sie kommt von oben: Es ist die Sonne.

Es liegt vor allem an den Treibhausgasen

Der Klimawandel liegt jedoch nicht an verstärkter Sonnenstrahlung: Die Schwankungen der Sonnenaktivität sind zyklisch und zeigen keinen Trend, der Temperaturunterschied zwischen Sonnenminimum und Sonnenmaximum liegt auf der Erde bei gerade 0,1 Grad Celsius. (Und viele der bisher wärmsten Jahre lagen in einem Sonnenminimum.)

Wichtigste Ursache ist, dass die einfallende Sonnenstrahlung immer schlechter in den Weltraum zurückgestrahlt werden kann, und daher die Erde erwärmt. Das liegt wieder­um an der zunehmenden Konzentration von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre (zu den Zusammenhängen zwischen Sonneneinstrahlung, Wärmeabstrahlung und Treibhausgasen siehe die Seite zum Klima). Direkte Messungen dieser Treibhausgase gibt es erst seit 1958; die erste, mittlerweile berühmte Messreihe wurde auf dem Mouna Loa auf Hawaii begonnen: Sie zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Konzentration des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid. 

    Zunahme von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre am Mauna Loa auf Hawaii

Die Zunahme des Kohlendioxids in der Atmosphäre, gemessen in
 -> ppm auf dem Mauna Loa auf Hawaii. Die jährlichen Ausschläge
zeigen den Unterschied zwischen Sommer und Winter auf der Nord-
halbkugel: Im Sommer nehmen die Bäume Kohlendioxid auf, im
Winter nicht (schwarze Linie: Jahreszeiteneinfluss geglättet). Eigene
  Abbildung, basierend auf einer Abbildung des NOAA Earth System
Research Laboratory
(public domain), Stand Januar 2018.

Die regelmäßig aktualisierte Fassung der Kurve findet sich auf der
Webseite der Scribbs Institution of Oceanagraphy der University
of California San Diego: The Keeling Curve.

Aus Eisbohrkernen (mehr hier) ist bekannt, dass die Kohlendioxid-Konzentration vor Beginn der Industrialisierung bei 280 ppm lag; der aktuelle Wert von 410 ppm (2018) bedeutet, dass sich etwa 3.000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in der Atmosphäre befinden (siehe auch: Der Kohlenstoffkreislauf); eine Zunahme von über 800 Milliarden Tonnen Kohlendioxid seit Beginn der Industriellen Revolution. Gegenwärtig kommen jedes Jahr über 15 Milliarden Tonnen Kohlendioxid dazu, die zu einem Anstieg der Konzentration um 2 ppm pro Jahr führen. Mittels Isotopenanalyse konnte nachgewiesen werden, dass über drei Viertel dieses zusätzlichen Kohlendioxids aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt, der Rest vor allem aus dem Abbrennen von Wäldern. Der Anstieg ist nicht noch höher, da ein Teil des produzierten Kohlendioxids vom Ozean und von den Ökosystemen aufge­nom­men wird). Die Konzentrationen anderer Treibhausgase wie Methan haben ebenso zuge­nommen (siehe Die wichtigsten Treibhausgase).

Der Mensch steckt hinter dem Klimawandel

Die Folgen der zunehmenden Konzentration von Treibhausgasen beschäftigen die Wissen­schaft intensiver seit den 1970er Jahren. Im Jahr 1979 warnte mit der National Academy of Sciences der USA erstmals eine der großen Wissenschafts-Organisationen vor einer Erwärmung der Erde, die Weltmeteorologie-Organisation (WMO) veranstaltete eine erste Weltklimakonferenz. Um den Stand der Wissenschaft zu verfolgen, gründete die WMO gemeinsam mit dem UN-Umweltprogramm (UNEP) den Weltklimarat (International Panel on Climate Change, kurz IPCC). Seine Aufgabe ist es, die Forschungsergebnisse zum Klima­wandel zu untersuchen und zu bewerten (siehe Seite IPCC und Klimareport). In regel­mäßigen Abständen fasst der IPCC den Stand der Wissenschaft in Berichten zusammen – bisher in den Jahren 1990, 1995, 2001, 2007 (siehe Der vierte UN-Klimareport) und 2013/2014 (siehe Der 5. UN-Klimareport). Diese Berichte sind einer intensiven, drei­stufigen Begutachtung unterworfen; sie sind daher die fundierteste und zuverlässigste Quelle über den Kenntnisstand zum Klimawandel. Da sie nur Aussagen enthalten, die wissen­schaftlich gesichert sind, sind sie eine konservative (vorsichtige) Herangehensweise an den Klimawandel – mögliche, aber noch nicht gesicherte Folgen des Klimawandels sind gar nicht enthalten (siehe zum Beispiel den möglichen Anstieg des Meeresspiegels).

Im UN-Klimareport 2013/2014 wurde zusammenfassend dargestellt, welchen Einfluss nach heutigem Wissen die verschiedenen vom Menschen verursachten wie auch natürliche Ursachen auf den Klimawandel haben. Vergleichsbasis ist der Strahlungsantrieb, die durch die verschiedenen Faktoren ausgelöste ausgehende Änderung des Energiehaushalts der Erde (gemessen in Watt pro Quadratmeter) – ein positiver Strahlungsantrieb führt zu einer Energieaufnahme, also einer Erwärmung der Erde, ein negativer Strahlungsantrieb zu einer Energieabgabe, also einer Abkühlung:

Die wichtigsten Faktoren, die den Klimawandel verursachen

Schätzung des Strahlungsantriebs verschiedener Treiber des Klimawandels im Jahr 2011. Die schwarzen Rauten geben die besten Schätzung an, die Linien stellen die Unsicherheiten dar. Rechts stehen die Zahlenangaben (Unsicherheiten in Klammern) in Watt/m², ganz rechts ist das Ausmaß des wissenschaftlichen Verständnisses (AWV) dargestellt. SH steht für sehr hoch, H für hoch, M für mittel und N für niedrig. Ganz unten die Abschätzung der Summe der vom Menschen verursachten Klimaveränderungen für drei Jahre dargestellt. Abbildung: IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers. © IPCC 2013: WG1-5AR. Eigene Übersetzung.

 

Diese Abbildung verdeutlicht zwei wichtige Forschungsergebnisse: Sie zeigt zum einen, wie gering bei der aktuellen Klimaerwärmung der Beitrag natürlicher Faktoren (das umfasst nicht nur Schwankungen der Sonneneinstrahlung, sondern z.B. auch Vulkanausbrüche [006]) im Vergleich zum Einfluss des Menschen ist: Der weitaus größte Teil der Erderwärmung ist vom Menschen verursacht. Sie zeigt aber auch, dass es menschliche Einwirkungen gibt, die die Erderwärmung vermindern: Partikel in der Luft (Aerosole) sorgen dafür, dass weniger Sonnenstrahlung an der Erdoberfläche ankommt – ohne diesen Effekt wäre der Strahlungsantrieb und damit die Erderwärmung sogar noch größer. Andere Luftverschmut­zungen, etwa Ruß und troposphärisches Ozon, erhöhen die Erderwärmung zusätzlich, und in der Summe haben die menschlichen Beiträge den Strahlungsantrieb erheblich erhöht und damit wesentlich zu der gemessenen Erwärmung geführt. Der vom Menschen erhöhte Strahlungsantrieb wird sogar eine größere Erwärmung verursachen als die bisher gemes­senen 1,1 Grad Celsius, da das Klimasystem sehr “träge” ist – wie oben schon gesagt, erwärmen sich etwa die Ozeane mit ihren gewaltigen Wassermengen nur sehr langsam. Der zusätzliche Strahlungsantrieb wird erst im Laufe von Jahrzehnten als Temperatur­erhöhung spürbar werden: Selbst wenn ab sofort die Konzentration an Treibhausgasen gleich bliebe, würde die Temperatur in den nächsten beiden Jahrzehnten um jeweils 0,1 Grad und danach langsamer, aber noch über Jahrhunderte weitergehen – die Erwärmung des Meeres und damit der Anstieg des Meeresspiegels wäre nicht vor dem Jahr 2300 beendet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bisher erst 60–75 Prozent der Erwärmung eingetreten sind, die bereits freigesetzten Treibhausgase also in jedem Fall zu einer weiteren Temperaturerhöhung von 25–40 Prozent (020), also um mehr als 0,25 bis 0,4 Grad führen werden.

Woher kennen wir die Verursacher des Klimawandels?

Bei den möglichen Verursachern eines Klimawandels kann man zwischen natürlichen und zivilisatorischen Verursachern unterscheiden. Als natürliche Verursacher kommen prinzipiell geologische Ereignisse (wie Vulkanausbrüche) und astrophysikalische Einflüsse (die zu Veränderungen der Sonnenstrahlung führen) in Frage; als zivilisatorische Ursachen Treibhausgase und Veränderungen der Erdoberfläche (z.B. Abholzung, durch die (dunkle) Wälder durch (helle) Weiden ersetzt werden). Welchem Verursacher der beobachtete Klimawandel zuzuschreiben ist (engl. attribution), ist ein eigenes Forschungsgebiet, zu dem wesentliche Impulse von dem deutschen Physiker Klaus Hasselmann geliefert wurden (040).

Zu den Indizien, die etwa auf die Rolle der Treibhausgase hinweisen, gehört die Höhen­verteilung der Erderwärmung: Da Treibhausgase den Wasserdampfgehalt ansteigen lassen und Wasserdampf bei der Kondensation zu Regentropfen latente Wärme freisetzt, wird die Temperatur in der unteren Atmosphäre erhöht; eine zunehmende Sonnenstrahlung erhitzt dagegen insbesondere die Stratosphäre. Die erhöhte Erwärmung der unteren Atmosphäre kann mit Satelliten heute nachgewiesen werden, und weist auf die Rolle der Treibhausgase bei der Erderwärmung hin. Zum anderen kann die Sonnenstrahlung durch Satelliten heute sehr genau gemessen werden, und ihre Schwankungen reichen bei weitem nicht aus, den Klimawandel zu erklären.

Was noch zu erforschen bleibt

Wie hängen Strahlungsantrieb und Temperaturerhöhung genau zusammen? Die Unsicherheit bei den Werten zum Strahlungsantrieb in der Abbildung zeigt, dass es noch ungeklärte Fragen gibt. Das Klima ist ein komplexes System, und die Rückkoppelungen machen das Klimasystem schwer zu berechnen, und sind zu einem guten Teil für die Unsicherheiten über das tatsächliche Ausmaß des vom Menschen verursachten Klima­wandels verantwortlich. Weniger als wünschenswert ist beispielsweise – die Abbildung oben über den Strahlungsantrieb zeigt es mit der großen Unsicherheit – über die Rolle der Aerosole bekannt, einfach weil ihre Konzentration weltweit viel zu wenig gemessen wird, um die Theorien über ihre Auswirkungen überprüfen zu können. Wichtige Erkenntnisse über die tatsächliche Klimasensitivität, wie die Empfindlichkeit des Klimasystems auf Änderungen im Strahlungshaushalt genannt wird, und auch über mögliche Auswirkungen des Klima­wandels liefern daher vor allem Erkenntnisse aus der Klimageschichte: Im aktuellen IPCC-Klimareport wird aus der Auswertung aller vorliegenden Untersuchungen geschlossen, dass eine Verdoppelung des Kohlendioxid-Gehalts in der Erdatmosphäre zu einer Erwärmung zwischen 1,5 und 4,5 Grad Celsius führen würde, wobei die meisten Untersuchungen auf eine Erwärmung um drei Grad Celsius hindeuten. Bei diesem Wert hätte man zu Ziet der Erstellung des Berichts eine Erwärmung von 0,9 bis 1,1 Grad Celsius erwarten (aufgrund der Trägheit weniger als die insgesamt zu erwartenden 1,4 Grad) – eine gute Übereinstimmung mit dem damals gemessenen Wert von gut einem Grad Celsius.

Wie sicher sind die Ergebnisse der Klimaforschung?

In jedem komplexen wissenschaftlichen Bild gibt es strittige Details, Unsicherheiten und Fehler. Gute Wissenschaft erkennt diese an, und gibt die Unsicherheiten zu. Dies tut auch der IPCC, siehe etwa die Spannbreite der Angaben zur Temperaturerhöhung durch Kohlendioxid (oben). In der öffentlichen Diskussion haben es skeptische Wissenschaftler manchmal schwer, nicht missverstanden zu werden: manche "Klimaskeptiker" nutzen diese Diskussion, um grundsätzliche Zweifel an einem Klimawandel zu sähen – und da sie selber scheinbar keine Unsicherheiten kennen (also gerade keine Skeptiker sind), sind ihre Positionen für manche Menschen, die sich mit komplexen Fragen nicht beschäftigen möchten, attraktiv.

Tatsächlich geht aber die Diskussion unter Fachwissenschaftlern vor allem darum, wie stark die Auswirkungen sein werden (und nicht, ob sie eintreten). Wie oben dargestellt, ist der UN-Klimareport eher eine konservative (vorsichtige) Auslegung der Daten. Eine Entschuldigung für weiteres Abwarten sind die offenen Fragen jedenfalls nicht, denn schon die bisher eingetretene Erderwärmung hat spürbare Folgen. Dabei ist nicht die Temperaturerhögung an sich das wichtigste Problem, sondern der hiervon ausgelöste Klimawandel: Wettermuster, etwa die Verteilung und Häufigkeit von Niederschlägen und Trockenheit, verändern sich – und da sowohl die natürlichen Ökosysteme als auch die menschliche Infrastruktur an die bestehenden Verhältnisse angepasst sind, drohen bei einer schnellen Veränderung katastrophale Folgen. Eigentlich sollte gerade die Un­sicherheit uns zum Handeln anhalten: Es gibt eben keine Garantie, dass der beste Fall eintritt. Der “Economist” verglich Handeln gegen den Klimawandel mit einer Versicherungs­prämie: Eine relativ geringe Ausgabe schützt vor katastrophalen Folgen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, der gegen Abwarten spricht: Die meisten Maßnah­men gegen den Klimawandel sind auch aus anderen Gründen sinnvoll, etwa zur Verbesserung der Luftqualität – die Luftverschmutzung in Städten und schlechte Luft in Innenräumen durch Holzfeuer gehören zu den 10 wichtigsten Umweltproblemen der Menschheit. Maßnahmen zum Schutz der Regenwälder sind gleichzeitig Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Alleine die Einsparungen durch bessere Luftqualität würden die Kosten des Klimaschutzes mehr als ausgleichen!

Wie stark die Erwärmung der Erde letztendlich ausfällt, hängt neben der Klimasensitivität natürlich auch davon ab, wie hoch die Konzentration an Treibhausgasen schließlich wird – und diese hängt davon ab, wie schnell welche Maßnahmen ergriffen werden (Strategien gegen den Klimawandel). Da das Klimasystem träge ist, die Treibhausgase in der Atmo­sphäre langlebig und ein sofortiger Stopp aller Emissionen praktisch unmöglich ist, ist eine Temperaturerhöhung um zwei Grad Celsius wohl kaum noch zu vermeiden (Wie können wir den Klimawandel stoppen?). Das wäre bereits wärmer als während der Eem-Warmzeit (der letzten Warmzeit vor der jetzigen) (048), und angesichts der Tatsache, dass in jener die Meeresspiegel 6 bis 9 Meter höher lagen als heute (048), halten manche Forscher schon die Folgen dieser Erwärmung für nicht mehr beherrschbar (mehr: Die Folgen des Klimawandels). Wenn nicht bald entschieden gehandelt wird, könnte es aber auch 4 oder 6 Grad wärmer werden. 6 Grad Celsius – das ist der Unterschied zwischen einer Eiszeit und dem heutigen Klima. Das wäre eine Erde, wie die Menschheit sie noch nicht kennt. Mit anderen Worten: “Wir führen ein unkontrolliertes Experiment mit dem einzigen Zuhause durch, das wir haben.” (Bill Collins, Klimatologe am Lawrence National Laboratory, USA). Aber es gibt eine Alternative dazu: Sie heißt Energieeffizienz und saubere Energien.

Zusammenfassung von wichtigen Studien zum Klimawandel auf dieser Seite:
Die Kosten des Klimawandels (Zusammenfassung des Stern-Reports von 2006 – zwar schon etwas älter, aber immer noch aktuell was, was die Abschätzung der Kosten von Maßnahmen gegen den Klimawandel im Vergleich zu denen der möglichen Folgen betrifft.)

Und die Zusammenfassung des aktuellen 5. UN-Klimareports von 2013/2014.

Klimawandel gefährdet die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme

www.ipcc.ch: Website des International Panel on Climate Change; Berichte können dort heruntergeladen werden (englischsprachig). Eine deutschsprachige Zusammenfassung des Berichts von 2013/2014 und anderer Dokumente ist bei der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle zu finden.

www.realclimate.org: aktuelle Fachinformationen und Stellungnahmen zur Diskussion von Klimawissenschaftlern (englischsprachig); KlimaLounge (deutschsprachig).

U.S. Global Change Research Program: Aktuelle Informationen zum Klimawandel von den wichtigsten US-amerikanischen Forschungseinrichtungen (englischsprachig).

Umweltbundesamt: Thema Klima/Energie: Eingangsseite zu den Klimaschutz-Informationen des Umweltbundesamtes.

Weiter mit:
Die Folgen des Klimawandels:

Die Vorboten
Womit wir in Zukunft noch rechnen müssen

Klimapolitik
Strategien gegen den Klimawandel

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Übersicht Industriezeitalter

© Jürgen Paeger 2006 – 2022

Die 10 wärmsten Jahre seit Beginn der flächen­deckenden Klimames­sungen 1880 (in der Reihenfolge der Jahres­mitteltemperatur an der Erdoberfläche) waren:

- 2020
- 2016
- 2019
- 2017
- 2015
- 2018
- 2021
- 2014
- 2010
- 2005

Quelle:
Temperaturdaten NASA/ Goddard Institute for Space Studies (Stand 26.6.2022)

Aktuell: Der 5. UN-Klimareport