Verstrahlt und vergessen? Was ist mit der Anti-Atom-Lobby los?

Von einem guten Freund erreichte mich eben die begrüßenswerte Nachricht, dass an den Vorarbeiten zum Bau des neuen Sarkophags in Tschernobyl begonnen wurde. Er wies mich auch darauf hin, dass diese Neuigkeit wenigstens auf dradio mit einem 8-Zeiler gewürdigt wurde.

Foto: VOA Photo/ D. Markosian

Schaut man sich die Websiten der Anti-Atombewegungen an, fehlt diese Mitteilung völlig. Ich frage mich, was da schief läuft. Einerseits gibts da die Transparente „Nie wieder Tschernobyl“ oder „Tschernobyl, Fukushima, was kommt als nächstes?“…

Aber dass die Ummantelung des explodierten Reaktors in der nördlichen Ukraine schon seit Jahren so marode ist, dass nach und nach alles raussickert… dass es dafür Sanierungsmaßnahmen braucht… und die dortige Bevölkerung unsere Unterstützung! – davon ist nirgendwo die Rede. Wer weiß denn eigentlich dass damals einfach nur ein provisorischer „Sarkophag“ zur Deckelung errichtet wurde, dass es da drinnen noch genauso aussieht wie 1986 und dass für die verbliebenen 150 Tonnen Reaktormasse erst jetzt eine halbwegs akzeptable Lösung gefunden wurde??

Verstrahlt und vergessen?

Ich finde es traurig und ehrlich gesagt macht es mir die Anti-AKW-Bewegung auch unglaubwürdig, dass ein so wichtiges Thema einfach übersehen wird und unerwähnt bleibt. Sollte es nicht gerade eine Antiatombewegung besonders kümmern, dass dort, wo die Gefahren gerade am größten sind, auch alle möglichen Maßnahmen um Schutz von Mensch und Natur unternommen wird?  Und warum wird immer nur Geld und noch mehr Geld in die Werbung für Demonstationen gesteckt, anstelle Spenden aufzuwenden für die Minimierung von Folgeschäden oder Unterstützung von Projekten für tatsächliche Atom-Opfer.

 

Achso, wen es interessiert:

Der neue Sarkophag heißt „New Safe Confinement“ oder „New Shelter“, wörtlich aus dem Russischen „Objekt ‚Deckung'“. Der Bau sollte eigentlich schon 2007 anfangen. Und jetzt scheint wohl endlich die Maschinerie in Gang gesetzt worden zu sein: Dazu sind Maschinen nötig, die trotz der hohen Strahlenbelastung funktionsfähig bleiben.

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