Wüste begrünen – die Lösung für unsere Klimasorgen?
Allan Savory hat den Großteil seines Lebens in Südafrika verbracht. Weil er annahm, dass große (grasende) Herden die Ursache für eine Ausbreitung von Wüstenland seien, hatte er sich dafür eingesetzt das zigtausende (!) Elefanten gejagt und erschossen würden. Doch das ehemalige Grasland verdorrte weiter.
Nach einigen Jahren Forschung (durch Gewissensbisse gepeinigt…) meinte er dann die wahre Lösung gefunden zu haben. Und die war – wär hätte das gedacht (denn mal ehrlich: kann es je eine gute Idee sein, Tierbestände drastisch zu dezimieren?) – absolut konträr: Es bräuchte, um die Wüsten vor fortschreitender Desertifikation zu „retten“ im Gegenteil nämlich besonders viel Vieh.
Savorys Versprechen fürs Klima
Durch Kot, Zertretung usw. würden die Tiere dazu beitragen, dass aus Wüsten wieder Grasland werden würde. Also setzte Savory sich dafür ein, überall in Trockenregionen den Bestand von Herden zu vervielfachen. Mit interessanten Ergebnissen: nämlich dass vielerorts die „Wüste“ wieder zu grünen anfing.
Das klang in meinen Ohren alles viel zu abenteuerlich. Jemand, der sich hinstellt und behauptet die EINZIG mögliche Methode gefunden zu haben, die Welt zu retten, hat meiner Meinung nach erst einmal grundsätzlich Skepsis verdient.
(btw: und mich auch TED zweifeln lässt…
ein kurzer Blick auf deren Satire „onion talks“ war da nötig)
Kritische Betrachtung der Wüstenbekämpfung
Der zweite Gedanke der mir kam, war ebenso offensichtlich: Wenn seine Methode so revolutionär und weltrettend wäre, warum war sie nicht längst international als Lösungsweg angesehen?
Der Teufel steckt wie immer im Detail. Die kritische Antwort von Chris Clarke (auf freethoughtblogs.com und kcet.org (2013)) beispielsweise gibt Aufschluss darüber, dass die Definition von „Wüste“ hier eine ganz besondere Rolle spielt. Nicht jede Wüste wäre ein Resultat menschlichen Schaffens, ganz im Gegenteil. Wüsten sind, neben Wäldern, Ozeanen und Bergen, eben auch ganz besondere Landstriche, die zur Welt dazu gehören. Hier leben seltene Tier und Pflanzenarten, die nur durch die extreme Bedingungen sich herausbilden konnten. Hier nun mit Herdentieren anzukommen, und alles niederzutrampeln, was in den letzten Millionen Jahren entstanden ist, wäre nun das komplette Gegenteil zu einer Naturschutzmaßnahme. In seinem Aufruf, alle Wüsten der Welt zu begrünen, wiederholt Savory also denselben Fehler von damals, als er abertausende Elefanten zum Abschuss freigab.
Herdentiere als Landschaftsschutzmaßnahme – Renaturierung mittels Tierhaltung
Die Idee könnte fortgedacht werden in Anbetracht der vielen Gebiete, die vor einiger Zeit noch Grasland waren und tatsächlich durch Menschenhand an Vitalität verloren haben. Selbes geschieht ja auch in nachahmenswerten Pionierprojekten in Deutschland, wie zB in Crawinkel (Thüringen):
Ziegen, Pferde und Rinder als „Landschaftspfleger“ :)
- [noch eine kürzeres Info-Video zur „Thürengeti“]
- Beweidungsprojekte für den Naturschutz (BUND)
- Rinderhaltung im Ökolandbau (Thünen Institut)
Oder in Projekten, bei denen der Wolf seinen Platz in der Natur zurückerobern darf und die Landschaft sich unter seinem Einfluss verwandelt:
Renaturierung – gerade mit Hilfe von Herdentieren – ist ein breites und wichtiges Feld, in das es weiter Energie zu stecken gilt. Das ist gewiss. Nur bitte lasst dabei die Habitate in Frieden, die ohne Verstümmelung (Einmischung) durch den Menschen ihre eigene kleine Wunderwelt bewahren können.
1 Response
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Das erinnert mich so ein bisschen an die Russen, die Sibirien wieder mit Mammuts bevölkern wollen, ihr Projekt heißt Pleistozän-Park.
Eine einzig selig machende Lösung (silver bullet) gibt es vermutlich nicht, wir müssen schon unseren Umgang mit der Natur im Ganzen verändern.