Gesellschaft

Roll mal mit! – Inklusion begreifbar machen.

Kann ein blinder Mensch Fußball spielen? Ich muss zugeben, bis vor kurzem dachte ich noch, dass Blinde nur recht langsam gehend sich vorantasten können. Doch dann traf ich auf Sonja Bade in der Arndt-Turnhalle beim wöchentlichen Training der Rollstuhlbasketballer. Sonja, die selbst seit 25 Jahren im Rollstuhl sitzt, klärte mich auf: Es gibt sogar Weltmeisterschaften für Blinde, die sich gegenseitig Bälle ins Tor brettern! Das Ganze nennt sich Goal Ball – und die Sportler spielen nach Gehör. Da war ich erst einmal kurz ganz baff.

Sonja Bade engagiert sich für inklusiven Sport

Dann kam ihr Sohn an mir vorbei spaziert, setzte sich in einen Rollstuhl, schnallte seine Beine an und war bereit, beim Rollstuhlbasketball loszulegen. Auf meine Nachfrage erfuhr ich, dass nur knapp die Hälfte der Spieler überhaupt gehbehindert sind. Die anderen haben einfach sportliche Ambitionen! „Fußgänger“ nennt Sonja sie liebevoll.

Mit ihrem Unfall 1997 hat sich alles verändert – und doch ist sie im Grunde dieselbe ambitionierte Frau geblieben, die vor Power und Energie nur so strotzt. Speedy Gonzales nennen sie daher ihre Freunde. Nur eben Speedy mit Orthese. Nachdem damals ihre Welt zusammengebrochen war, half ihr der Club der Rollstuhlbasketballer wieder auf die Beine. Mit dabei war die Erkenntnis, dass ein lebenswertes Leben mit Rollstuhl sehr wohl möglich ist – dass es eben nur etwas anders aussieht.

Mit Behinderung ist vieles weiterhin möglich

Warum glauben nicht-behinderte Menschen eigentlich häufig, dass Behinderte schwach und bedürftig sind? Dass sie zu nichts in der Lage seien – stets auf die Hilfe Fremder angewiesen?

Der Basketball-Korb hängt auch für Rollstuhlfahrer zehn Fuß hoch – also exakt 3,05 Meter.

In ihrem Job und Ehrenamt beim GSG01 (eine Sportgemeinschaft für Para-Sport in Greifswald) [1]Die Website der Sportgemeinschaft für Behindertensport in Greifswald ist zu finden unter gsg01.de sieht Sonja immer wieder, wieviel Aufklärungsarbeit noch zu leisten ist. Jeder soll selbst herausfinden, was er kann oder nicht kann. An einzelnen Projekttagen erfahren die Teilnehmer ihrer Workshops, wie es ist, mit Dunkelbrille und Führstock das Gebäude zu erkunden. Oder können mal mit dem Rollstuhl das Gelände befahren, Basketball oder Federball spielen und die Hindernisse an der Bushaltestelle wahrnehmen.

Die Beine werden angeschnallt – so können auch Nicht-Gehbehinderte am Rollstuhlbasketball teilnehmen.

Denn an vielen Stellen wird für Behinderte auch einfach nicht mitgedacht. Und das, obwohl Schwerbehinderte [2]Als schwerbehindert gelten Menschen mit einem Behindertengrad von mindestens 50 – weitere Informationen über Altersverteilung und andere Statistiken siehe destatis.de – Behinderte … Continue reading in Deutschland einen Anteil von 9,4 % ausmachen! „Barrierefreiheit“ scheint nach wie vor ein Fremdwort. In die meisten Sporthallen kommt man mit einem Rollstuhl nicht „mal eben“ rein; ich selbst stand bei meinem Treffen mit Sonja daneben und schaute verdattert zu, wie sie erst einmal ein Rad abmontieren musste, um in die Halle zu kommen.

„Inklusion – be-greif-bar machen“ das sei ihr Ziel. „Vorurteile abzubauen und Schubladen-Systeme abzuschaffen! Ich möchte hier weiterhin aufklären und zeigen, wie viel Spaß es machen kann… egal ob mit oder ohne Handicap. Hauptsache GEMEINSAM!“

PS: Wer sollte diesen Beitrag auch lesen? Teile diesen Artikel.

Quellen und weitere Hinweise

Quellen und weitere Hinweise
1 Die Website der Sportgemeinschaft für Behindertensport in Greifswald ist zu finden unter gsg01.de
2 Als schwerbehindert gelten Menschen mit einem Behindertengrad von mindestens 50 – weitere Informationen über Altersverteilung und andere Statistiken siehe destatis.de – Behinderte Menschen

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Mit dem Absenden des Kommentars erkläre ich mich mit der Datenschutzerklärung dieser Website einverstanden. Mir ist bewusst, dass dabei die angegebenen personenbezogenen Daten (Name, E-Mail-Adresse, Kommentartext) und meine IP-Adresse gespeichert werden.