Da steht ne Kuh auf der Flur… Haltungsnormen vs. Haltungsnormalität
Wenn ich heute im Supermarkt vor dem Regal mit den Milchprodukten stehe, muss ich häufig an meine winterliche Recherche über Kuhhaltung denken. Im Frühjahr war ich auf einem Demeter-Biohof und habe mir angeschaut, wie Milchkühe artgerecht gehalten werden und anschließend schaute ich bei der sogenannten Rindergilde vorbei, die ihre Kühe Sommers wie Winters im Freien halten. Dabei wurde mir eines klar: diese respektvolle Tierhaltung ist das Mindeste, was als Standard angenommen werden sollte!
Hier mein Artikel für die dritte Ausgabe des Regionalmagazins „Unser Herzogtum“ (S.22-28):
Weidewildnis: Ein Paradies für Mensch und Tier
Ich bin glücklich, dass ich über die Jahre zu einem Dorfkind geworden bin. Auf meinen Spaziergängen begegnen mir nicht nur Rehe und Hasen, sondern auch Fasane, Füchse und allerlei Vogelarten, deren Namen ich nicht weiß! Und wäre da nicht der Zaun, der ein Riesenareal von Wiese vom Weg abtrennen würde, kämen mir auch die Kühe wie frei lebende Wesen vor. Gestern hielt ich einer Schwarzbunten meine Hand über die Abgrenzung, sie kam neugierig gelaufen und pustete weich ihren warmen Atem auf meine Finger. Warum haben nur so wenig Menschen mehr Respekt vor euch?
Kühe sind total seelenhafte Wesen.
(Florian Gleißner, Domäne Fredeburg)
Wer die Augen nicht vor der Realität von den Auswirkungen unseres massiven Fleisch-und Milchprodukte-Konsums verschließen will, findet ausreichend erschreckende und ernüchternde Fakten im jährlich erscheinenden Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung. Doch wir brauchen uns eigentlich nur einmal genau umschauen, und uns fragen: WO sehen wir heutzutage noch Kühe auf den Wiesen? Und wieviele sind das schon? Wo stehen all die Millionen (!) Milchkühe, deren 7,5 Millionen Tonnen Milch wir jährlich in Milchprodukten verzehren? 98% der Milchkühe werden konventionell gehalten. Quasi alle! Auf der Verpackung prunkt eine glückliche Kuh auf der Wiese, doch die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.
Das ist das Fatale: Wir kriegen heute schon Prämien dafür, dass wir die Tiere wieder rauslassen auf die Weide (sogenannte Weideprämie) Das ist für mich das normalste der Welt, dass ich meine Tiere rauslasse. Und offiziell heißt es denn artgerechte Tierhaltung. Wo gibt’s denn sowas überhaupt noch?
(Erdmann Voss, ErdmannsHof Krukow)
Naturschutz durch artgerechte Tierhaltung
Dass sich die Natur wieder erholen kann und ihren Lebensraum zurückerobert, wenn wir ihr die Möglichkeit dazu geben, gibt Anlass zur Hoffnung. Doch wie schön könnte unsere Welt aussehen, wenn ein fairer Umgang mit der Pflanzen-und Tierwelt die Norm wäre? Dieses Video über Crawinkel gibt einen kleinen Eindruck davon:
PS: Und ja, alle Kühe tragen einen Namen!