Mit der Nussschale auf einem Ozean

Die Lehren des Buddhismus interessieren mich schon seit geraumer Zeit. Das fing in Leipzig an, als ich im Johannishaus an diversen Kurzvorträgen von Lama Dechen Losang Chöma Rinpoche mit anschließender Meditation teilnahm (eine Einrichtung, die mir heute, da ich die ganzen Fragen habe, die durch vertiefte Beschäftigung mit dem Thema entstanden sind, nun wirklich fehlt), führte mich über ein Retreat bei Berlin, das ich noch am selben Tag verließ, weil mir der Glanz und Pomp der verehrten Figuren an den Wänden zuwider war und schließlich bemerke ich, dass seit Jahren die Themen und Formen vom Buddhismus immer wieder den Weg zu mir finden. 

Da gibt es das Buch von Ken Wilber „Mut und Gnade“, in dem er fernöstliche Philosophien mit Psychologie und modernen Erkenntnissen versucht (populärwissenschaftlich) zusammenzubringen.

Dann die vielen kleinen Kontemplationen (in Englisch) auf „audiodharma.org“ (besonders die von Gil Fronsdal) und auf dem (deutschen) Youtube-Kanal „Buddhas Lehre“ mit Vorträgen und kompletten Hörbüchern.

Einordnung in andere spirituelle Strömungen

Ich muss auch gestehen, dass meine Vorstellung vom geschichtlichen Hintergrund vom Buddhismus sehr verschwommen ist. Ich vermag gar nicht einzuordnen, zu welcher Strömung des Buddhismus die Bücher, die ich lese, eigentlich gehören. Geschweige denn, dass ich den Unterschied zum Hinduismus richtig begreifen würde. Nun, vielleicht ist es an der Zeit, das jetzt zu lernen. Daher werde ich mir wohl auf meiner Seite hier ein kleines Lexikon in Zukunft einrichten :)

Bewusst den Moment erleben

Schließlich bin ich in vielerlei Büchern auf die „Lehre der Achtsamkeit“ gestoßen. Ich fühle, dass darin ein mächtiger Schlüssel verborgen liegt. Wer achtsam im Hier und Jetzt weilen kann, der (so sag ich mir) muss unglaublich viel Leichtigkeit empfinden. Weil die Schönheit des Augenblicks nicht durch Sorgen und Gedanken gestört wird.

Manchmal hab ich so eine Ahnung von dem Großen und Ganzen, und das fühlt sich wunderbar und vollkommen und vor allem RUHIG an. Ich schaue einen Film über Ruth Denison („Der lautlose Tanz des Lebens“), die in einer Wüste Meditation lehrte. Dieser Film ist so still und sanft… und es heißt da: lebe im gegenwärtigen Moment, konzentriere dich auf das JETZT. Das in Worte zu packen, wie tiefgreifend diese Wahrheit ist, wenn man sie lebt, finde ich unglaublich schwer. Die innere Erfahrung ist eben doch größer als alles Sagbare.

Als Lektüre empfehle ich hier:

Das kleine Achtsamkeit on the Go mit Übungen für jede Woche im Jahr.


Germers Achtsamer Weg zur Selbstliebe – aus der Praxis liebender Güte und einem sanften Weg zu mehr Selbstmitgefühl.


Hilft der Buddhismus?

Doch was kann der Buddhismus, was andere Glaubensrichtungen nicht können? Kann er die innere Zerrissenheit heilen, die Leere füllen, glücklich machen? Mit diesen Fragen habe ich als letztes nun Pema Chödröns „Wenn alles zusammenbricht“ gelesen. Und, basically, sie nimmt einem alle Hoffnung, zerstört alle bunt schillernden Illusionen von ewiger Zufriedenheit und bricht eine Lanze für das Leiden, bzw. für das bewusste Aushalten und Annehmen vom Leiden. Gleich im ersten Kapitel schreibt sie, dass es mit dem Meditieren nach einer Weile ganz unwillkürlich ist, als würde man mit einer Nussschale auf einem Ozean schwimmen: Natürlich käme da Angst, Angst vor dem Unbekannten, Angst vor dem ungewissen Ausgang dieser wagemutigen Entdeckungsreise…

Da ich mit soviel Fragen im Kopf nach dieser Lektüre zurückbleibe, komme ich nicht umhin, mir das ganze Buch noch einmal von vorne vorzuknöpfen. Vielleicht beginne ich allmählich zu verstehen…

11 Responses

  1. Hallo Gabi, finde ich gut, das mit dem Bloggen neu aufzulegen.
    Hilft Buddhismus? Mir scheint, für manche ist es eine willkommene Brücke zu sich selbst, und so gesehen hilft es. Mit einer Nussschale auf einem Ozean schwimmen – nein danke, das wäre nichts für mich. Da bin ich lieber gleich eine von vielen Wellen des Ozeans (die nur hin und wieder vergisst, dass ja jede Form aus dem selben Wasser besteht).
    Ich sehe dich als Welle und grüße zurück!
    IngeIrene

  2. Hallo Gabi, ich empfehle dir mein Buch Buddhismus Grundwissen (kostenslos). Dort habe ich meine Erfahrungen zum Buddhismus beschrieben. Ich leide auch an Ängsten und empfinde den Buddhismus als sehr hilfreich. Des Weiteren lade ich dich zur Gruppe Buddhismus in Deutschland ein. Dort kannst du deine Fragen einbringen und über den Buddhismus diskutieren. Liebe Grüße Nils

  3. morning Gabi, gestern fand ich ein gedicht von R.M. Rilke, was ich sehr anrührend fand.
    Ein paar Zeilen (bei Bedarf das Ganze):

    Man muss Geduld haben, gegen das Ungelöste im Herzen, und versuchen,
    die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher,
    die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

    Also nicht nur den Geliebten lieben(ich meine nicht den Mann), auch die Fragen selbst, die durch die Liebe hervorgerufen werden. Auch die vermeintlichen Fehler… das Unbekannte… – alles.
    Das gefällt mir einfach.

  4. Ich denke, jeder macht sich so seine Gedanken über Raum und Zeit, über das Hier und Jetzt und über viele weitere philosophische Fragen, die das Leben so entstehen lässt. Manch einer geht vielen Gedanken nach, manch einer geht wenigen Gedanken nach. Ein anderer sinnt über die ganze Welt nach, ein weiterer nur über sich selbst. Viele fühlen sich nach dem Lesen eines Buches glücklich, weil es ihnen aus dem Herzen spricht. Mir hat vor Jahren ein Yoga-Lehrer einmal gesagt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse glücklich machen können, da diese so abstrakt seien. Da hat er sich natürlich arg getäuscht, denn das, was man selbst bewusst entdeckt hat – beim Lesen, Spielen, Forschen, Tasten, … – macht einen glücklich und zufrieden. Und ob man dazu den Buddhismus benötigt – ich weiß es nicht. Noch genauer: ich bezweifle es!

    • vielen dank für deinen Kommentar, drufi. Ich glaube, mir geht es nicht darum, ob das ganze Buddhismus heißt, oder anders; sondern mir gefällt das, was ich in buddhistischen Büchern an Fragen aufgeworfen sehe und auch die „Lösungsmöglichkeiten“ (in sich selbst zu finden). Würden diese Ideen auch anderswo mir gegeben werden, würde ich davon wohl auch begeistert sein. Jedenfalls möchte ich in Zukunft einen Blog-Beitrag erstellen, in dem ich meine Fragen weiter ausführe, die in mir bei der Lektüre dieser Bücher entstanden sind. Du kannst dann gerne kommentieren, ob durch eigene naturwissenschaftliche Entdeckungen meine Fragen auch beantwortet werden können :)

  5. Liebe Gabi, du sagst: „Jedenfalls möchte ich in Zukunft einen Blog-Beitrag erstellen, in dem ich meine Fragen weiter ausführe, die in mir bei der Lektüre dieser Bücher entstanden sind“.

    Wenn das ‚möchten‘ und die ‚Zukunft‘ entfällt, und wenn du die Fragen, die bereits da sind ohne die Bücher zu lesen, in irgendeiner Form mit uns hin und her blogst :-) , dann bin ich dabei.

    Ich kenne deinen Witz und deine Phantasie…
    Herzliche Grüße

Schreibe einen Kommentar